Zeitzeugenbericht von
Kitty Schrott
„Ich wusste natürlich nicht, dass wir etwas Verbotenes tun.“
„Wenn ich mit meinem Vater oder Großvater unterwegs war, durfte ich bei Ansammlungen nie stehen bleiben. Es gab Militärparaden, da sah man zu, dass man nicht dabei war oder möglichst nicht auffiel. Einmal kam meine Mama nach Hause und erzählte, dass Juden den Gehsteig säubern mussten und sie gerade noch daran vorbeigekommen war. Man durfte als Jude nicht mehr in die meisten Parkanlagen, auch nicht in den Prater.
Liese, die Tochter von Michael und Lotte Eisinger, war sehr hübsch, ungefähr 20 Jahre alt und sah überhaupt nicht jüdisch aus. Sie ging mit mir schon vor 1938 ins Kino, und wir sahen einen Film mit Shirley Temple – das war mein erster Kinofilm. Liese ging, trotz Verbot für Juden, mit mir in den Prater Ringelspiel fahren. Ich wusste natürlich nicht, dass wir etwas Verbotenes tun. Alle waren glücklich, als wir wieder gesund zurück waren.
„Ich habe mit einer gewissen Angst gelebt, aber ich verstand natürlich nicht, was da los war.”
Großes Foto oben:
Kitty Schrott und ihre Mutter Etel Drill
Foto aufgenommen in:
Laa/Thaya, Österreich, 1935
Interviewte Person:
Kitty Schrott
Zeitpunkt des Interviews:
2005
Interviewerin:
Tanja Eckstein
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